Politische Unsicherheit verschärft die Baukrise
Die konjunkturelle Lage im Bauhauptgewerbe bleibt angespannt. Gravierende Rückgänge bei den Aufträgen und Umsätzen sowie eine zunehmende Unsicherheit wegen des nicht verabschiedeten Bundeshaushalts belasten die Branche. Die Bauwirtschaft mahnt dringend an, eine verlässliche Förder- und Haushaltspolitik zu etablieren.
Tiefbau schwächelt seit Monaten
Der Order-Rückgang im Straßenbau von real 9,6 Prozent könne hingegen nicht durch einen Basiseffekt erklärt werden. „Das, was wir seit Monaten beklagen, macht sich nun auch in den Büchern unserer Bauunternehmen bemerkbar: Es werden immer weniger Projekte ausgeschrieben und an den Start gebracht“, so Müller. „Angesichts unserer maroden Infrastruktur ist dies eine gefährliche Entwicklung.“ Im kommunalen Bereich ließen angespannte Haushalte immer weniger Investitionsspielräume zu, erläuterte Felix Pakleppa, Hautgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Der Bereich der kommunalen Infrastruktur sei aber besonders wichtig, da hier rund zwei Drittel aller Aufträge vergeben würden. Die Kommunen seien immer weniger in der Lage, ihre Infrastruktur in Ordnung zu halten. Wegen der Projekte im Bereich Energie- und Mobilitätswende (insbesondere Ausbau ÖPNV und Schienenverkehr bei der DB) liegen die Order im Tiefbau im September noch um real ca. zwei Prozent über dem Vorjahresniveau.
Umsatz im Hochbau rückläufig
Die schwache Auftragslage zeigt sich auch bei der Umsatzentwicklung. Für September meldeten die Bauunternehmen insgesamt einen realen Umsatzrückgang von 3,7 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Minus von 1,4 Prozent. Dabei sank der Umsatz im Hochbau real um 11,2 Prozent, während er im Tiefbau um 4,5 Prozent anstieg. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Zahlungsmoral der Auftraggeber verschlechtere. Laut Creditreform hätten immer mehr Bauunternehmen angegeben, länger als 30 Tage auf die Begleichung ihrer Rechnungen warten zu müssen. Meldeten dies im Frühjahr noch 9 Prozent, wären es im Herbst schon knapp 13 Prozent gewesen. Die schlechte Zahlungsmoral sei bei den öffentlichen Auftraggebern besonders stark ausgeprägt: Hier wären 23 Prozent der Befragten betroffen.
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Politische Unsichherheit erschwert Marktlage
Die ohnehin schlechte Baukonjunktur drohe durch das Scheitern der Regierung und damit auch des Bundeshaushalts 2025 weiter Schaden zu nehmen, so Pakleppa. Zu befürchten sei, dass die Mittel für die Förderprogramme im Wohnungsbau, für die Sanierung von Brücken und Straßen sowie für den Ausbau der Schienennetze leerlaufen. Für den Wohnungsbau sei es entscheidend, dass die Bundesregierung die Neubauförderprogramme in der vorläufigen Haushaltsführung 2025 weiterführen wolle. Angesichts der schwierigen Marktlage dürfe keine weitere Verunsicherung durch Förderstopps entstehen. „Die nächste Bundesregierung muss schnellstmöglich die Prioritäten im Haushalt in Richtung einer verlässlichen Bau- und Infrastrukturpolitik setzen“, so Pakleppa. Aber so lang kann die Bauwirtschaft eigentlich nicht warten. Auch in der Übergangszeit müsse für eine Verlässlichkeit gesorgt sein, so Tim-Oliver Müller. „Die aktuelle politische Unsicherheit muss schnell aufgelöst werden, denn unsere Unternehmen sind auf den Staat als Investor angewiesen.“
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