Baugewerbe erwartet Umsatzrückgang im nächsten Jahr
Die Bauwirtschaft hat die wirtschaftliche Unsicherheit als Auswirkung der Corona-Pandemie bisher kaum zu spüren bekommen. Das könnte sich im nächsten Jahr ändern. Während die Baubranche in diesem Jahr einen Umsatz fast auf Vorjahresniveau erwartet, rechnet der Zentralverband Deutsches Baugewerbe für 2021 mit einem Umsatzrückgang von real 3 bis 4 Prozent.
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Der hohe Auftragsbestand hat das Baugewerbe bisher fast unbeschadet durch das „Corona-Jahr“ kommen lassen. Auch die Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2020 ist positiv verlaufen. So rechnet der ZDB aktuell mit einem Jahresumsatz von 138 Milliarden Euro, das wäre ein Plus von nominal 2 %, real ein leichter Rückgang von -1 %. Das ist nur etwas weniger, als der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für 2020 Ende September prognostiziert hatte.
Die Erwartungen für das kommende Jahr sind deutlich verhaltener, wie ZDB-Präsident Reinhard Quast heute in Berlin im Vorfeld des Deutschen Baugewerbetages sagte. Aktuell gehe der Verband von einem Umsatzrückgang von nominal rund 1 % aus, das laufende Jahr werde die Bauwirtschaft mit einem Umsatzplus von nominal knapp 2 % abschließen. Für das kommende Jahr prognostiziert der ZDB einen Umsatzrückgang von nominal 1 % (real 3-4 %).
Wohnungsbau stabilisiert die Baukonjunktur
Eine deutliche Nachfrage besteht weiterhin in der Wohnungsbau-Sparte. Hier sei nur den Monaten April und Mai bei den Auftragseingängen ein „Corona-Zittern“ zu erkennen gewesen, so Quast. Mit rund 300.000 fertiggestellten Wohnungen in diesem Jahr werde die Sparte 51 Milliarden Euro verbuchen, ein Umsatzplus von etwa 4 %.
Auf eine weiterhin positive Entwicklung im Wohnungsbau deutet die anhaltend hohe Nachfrage und der hohe Überhang bei den Baugenehmigungen. Hier haben laut Quast die Maßnahmen zu Sonderabschreibungen im Mietwohnungsbau sowie zum Baukindergeld Wirkung gezeigt. Sowohl Fertigstellungen als auch die Umsatzentwicklung werden sich im kommenden Jahr auf ähnlich hohem Niveau bewegen, erwartet der ZDB.
Wirtschaftsbau leidet an Corona-Schwäche
Im Wirtschaftsbau dagegen machen sich die Corona-Auswirkungen klar bemerkbar. Seit März liege hier die Nachfrage Monat für Monat unterhalb des Vorjahresniveaus, so Quast. Das bedeute einen Rückgang von insgesamt fast 6 %. Einen deutlichen Rückgang der Nachfrage spürt der Wirtschaftshochbau. In der zurückhaltenden Investitionsbereitschaft schlügen sich die Umsatzeinbrüche bei Industrie und der Dienstleistungsbranche nieder, so der ZDB-Präsident. Der Wirtschaftstiefbau stehe indes mit 3 % Wachstum ganz gut da. Nominal werde der Umsatz in der Sparte insgesamt auf Vorjahresniveau liegen, real bedeute das aber einen Rückgang von ca. 2,5 %. Für das kommende Jahr erwartet der ZDB einen Umsatzrückgang zwischen nominal 2,5 % und 3,5 %. Positiv wirken sich die erweiterten Budgets der Deutschen Bahn für 2021 auf die Entwicklung aus.
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Zu wenig Impulse im öffentlichen Bau
Im öffentlichen Bau rechnet der Verband in diesem Jahr mit einem Umsatz von knapp 38 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 3 %. Der Wert sei allerdings wegen eines großen ÖPP-Projektes im Straßenbau deutlich überzeichnet, so Quast. Von der öffentlichen Hand kämen zurzeit nur „wenig Impulse“. Der Investitionshochlauf im Infrastrukturbereich schreibe zwar für die nächsten Jahre das Niveau von 18 Mrd. Euro fort, es kämen aber aktuell zu wenig Aufträge auf den Markt. Im Straßenbau, aber auch bei Schulen und Kindertagesstätten müsste die öffentliche Hand zügig konkrete Projekte vergeben: „Wir fordern nicht mehr Geld, wir fordern Aktion!“
Beschäftigung: Bau erweitert Kapazitäten
Insgesamt blicke das Baugewerbe weiterhin „halbwegs positiv gestimmt“ nach vorn. Das zeigt sich laut Quast vor allem an der Beschäftigungsentwicklung. Seit 2010 sei die Zahl der Baubeschäftigten um 20 Prozent von 716.000 auf 880.000 in diesem Jahr gestiegen. Auch für das kommende Jahr werde wegen der nachhaltigen Baunachfrage mit weiteren Einstellungen gerechnet. Einer Unternehmensbefragung des ZDB zufolge planen 20 % der Bauunternehmen einen weiteren Personalzuwachs. „Wir haben trotz Pandemie Personal aufgebaut, und wir werden das – im Vertrauen auf die Zukunft auch weiter tun“, so Quast. „Daher ist es auch so wichtig, dass die Investitionen der öffentlichen Hand tatsächlich kommen.“
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