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Tüchtig Asphalt am schrägen Deich

Der ostfriesische Küstenort Norddeich ist beliebt bei Touristen. Kaum ein Radwanderer lässt sich die Aussicht vom Deich über das Wattenmeer entgehen. Was für die Urlauber Teil der Idylle ist, bedeutet für die Einheimischen lebenswichtigen Küstenschutz. Auf der Seeseite schützt ein Deckwerk den Deich gegen Wellenschlag. Es besteht zum Teil aus Asphalt. Bei Erneuerungsarbeiten musste der Einbautrupp der Tell Bau in Schräglage arbeiten.

Wiederverwendung von Asphalt bei starker Neigung und mit Abschiebetechnik
Asphaltstraßenbau mit Aussicht: Das Unternehmen Tell Bau hat im ostfriesischen Norddeich das schützende Asphaltdeckwerk am Deich erneuert. | Foto: DAV/Quillmann

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Es ist ein sonniger Freitagmorgen im September, kurz nach 9 Uhr. Das Watt ist bei Ebbe nur von einem dünnen Wasserfilm bedeckt, in dem sich der blaue Himmel spiegelt. Die Lahnungen aus Holzpflöcken und Strauchschnitt liegen frei. Am Fuß des Deichs beginnt das schützende Deckwerk mit klobigen Basaltsäulen. Oberhalb liegt das Asphaltdeckwerk. Es sieht zwar auf den ersten Blick wie eine Straße aus, wird aber – anders als der Deichverteidigungsweg auf der dem Land zugewandten Seite – in der Regel nicht befahren.

Doch genau das tut Kilian Efen. Er fährt mit dem Auto an der Seeseite des Deichs entlang. Schließlich ist er beruflich unterwegs als Bauleiter der Tell Bau, die das Asphaltdeckwerk erneuert. „Deckwerksertüchtigung“ heißt das in der Fachsprache. „Man gewöhnt sich schnell daran, wie es ist, hier zu fahren“, sagt Efen. Der Blick in Fahrtrichtung zeigt, was er damit meint. Die Welt am Deich steht schräg. Der sogenannte Treibselräumweg, die untere der drei Asphaltbahnen des Deckwerks, hat eine Neigung von etwa zehn Grad. Diese Bahn ist bereits neu asphaltiert. Darüber liegen zwei weitere, abgefräste Bahnen. Die mittlere ist um 15 bis 17 Grad geneigt, die obere um bis zu 20, stellenweise sogar 23 Grad. Sie schließt mit einer Betonspurbahn als Randbefestigung ab, die Tell Bau auf der gesamten Länge von 3,9 Kilometern gesetzt hat.

Asphalteinbau in Schräglage

Durch die Fliegl-Abschiebetechnik kann der Lastwagen von Tell Bau das Asphaltmischgut sicher abladen. Sattel-Kippauflieger könnten am geneigten Deich leicht umkippen. | Foto: DAV/Quillmann
Durch die Fliegl-Abschiebetechnik kann der Lastwagen von Tell Bau das Asphaltmischgut sicher abladen. Sattel-Kippauflieger könnten am geneigten Deich leicht umkippen. | Foto: DAV/Quillmann

Die Neigung ist nicht nur gewöhnungsbedürftig für die Autofahrt zur Baustelle, sondern hält auch für den Asphalteinbau einige Herausforderungen parat. „Wir müssen nicht nur mit dem Auto ständig leicht gegenlenken“, erläutert Efen. Auch der Fahrer des Asphaltfertigers muss darauf achten. „Das Laufwerk steht immer fünf Zentimeter nach innen.“ Außerdem hat der Einbautrupp den Mischgutkübel des Vögele Super 1900-5i mit einem Provisorium ausgestattet: Auf der zum Meer hin geneigten Seite sorgen ein zusätzliches Blech und eine von Schraubzwingen gehaltene Gummimatte dafür, dass das Asphaltmischgut nicht über den Rand herausfällt.

Auch bei der Anlieferung des Asphaltmischguts gibt es einen entscheidenden Unterschied. Thermomulden mit Abschiebetechnik des Herstellers Fliegl kommen zum Einsatz. „Bei einem normalen Kipper läge der Schwerpunkt zu hoch. Der würde hier in der Schräge auf die Seite fallen“, erläutert Kilian Efen. Tell Bau setzt die Abschiebetechnik allerdings auch auf Baustellen zu ebener Erde ein. „Das Asphaltmischgut fällt schichtenweise in den Fertiger. Dadurch haben wir keine Entmischung und auch eine gleichmäßigere Mischguttemperatur“, sagt Efen. „Das fällt bei warmem Wetter wie heute weniger ins Gewicht, aber es kann hier im Norden schon ziemlich kalt und windig werden.“

Asphalt ist wichtiger Bestandteil des Küstenschutzes

Bauleiter Kilian Efen im Gespräch mit seinem Fahrer. Das Bild zeigt die starke Neigung des Asphaltdeckwerks am Deich. | Foto: DAV/Quillmann
Bauleiter Kilian Efen im Gespräch mit seinem Fahrer. Das Bild zeigt die starke Neigung des Asphaltdeckwerks am Deich. | Foto: DAV/Quillmann
Der sonnige Septembermorgen lässt graue, kalte Tage, an denen der Wind die Wellen gegen den Deich peitscht, weit weg erscheinen. Doch genau an solchen Tagen erweist das Deckwerk seine wichtige Schutzfunktion für Deiche wie den in Norddeich. „Vorlanddeiche haben ein grünes Vorland, das oft nicht überströmt wird, weil es höher liegt. Das vermindert die Wellenhöhe“, erläutert Dr. Thomas Schoneboom. „Doch ein sogenannter Schardeich wie der in Norddeich hat kein Vorland. Dort laufen die Wellen höher auf und brechen am Deich. Dagegen schützt das Deckwerk.“ Dr. Schoneboom ist Leiter der Abteilung für Planung und Bau der Betriebsstelle Aurich des NLWKN. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz ist die ausführende Behörde, die in Zusammenarbeit mit den zuständigen Deichachten Arbeiten an Deichen plant, ausschreibt und überwacht.

Nachdem das Asphaltdeckwerk in Norddeich etwa 30 Jahre lang Wind und Wellen getrotzt hatte, wurden bei Untersuchungen Risse und Schwachstellen entdeckt. Daher beauftragte die Deichacht Norden den NLWKN mit der Ausschreibung für die Ertüchtigung. Auch das Flächengewicht des alten Asphaltdeckwerks genügte nicht mehr den heutigen Ansprüchen. „Deckwerke werden nicht nur durch brechende Wellen belastet, sondern auch durch Auftrieb. Deshalb sollte das Asphaltdeckwerk ein gewisses Flächengewicht aufweisen, das hier nicht vorhanden war“, erläutert Dr. Schoneboom.

Wiederverwendung von Ausbauasphalt

Der Abschieber schiebt das Asphaltmischgut gleichmäßig von der Ladefläche. Das verbessert die Durchmischung und die gleichmäßige Temperaturverteilung im Mischgut. | Foto: DAV/Quillmann
Der Abschieber schiebt das Asphaltmischgut gleichmäßig von der Ladefläche. Das verbessert die Durchmischung und die gleichmäßige Temperaturverteilung im Mischgut. | Foto: DAV/Quillmann

Um Wellenschlag und Auftrieb das nötige Flächengewicht entgegenzusetzen, wird auf der Baustelle am Deich sogar deutlich mehr Asphalt eingebaut, als zuvor abgefräst wurde. Auf der Strecke von 3,9 Kilometern wurden neun Zentimeter Asphalt abgefräst, was etwa 12.500 Tonnen Material entspricht. „Jetzt bauen wir 18 Zentimeter neu auf“, sagt Kilian Efen. Etwa 27.000 Tonnen in 18 Einbautagen. Der Großteil des Ausbauasphaltes landet dabei wieder im Mischprozess. Zu diesem Zweck hat Tell Bau unweit der Baustelle einen Umschlagplatz am Flugplatz Norden eingerichtet. Dort wird das frische Asphaltmischgut angeliefert und in die Abschiebefahrzeuge umgeladen. Die Laster, die das Mischgut anliefern, fahren allerdings nicht leer zurück, sondern werden mit dem Ausbauasphalt des alten Asphaltdeckwerks beladen.

Wiederverwendung von Asphalt

Nicht nur bei Bauwerken wie dem Asphaltdeckwerk am Deich lässt sich Asphalt wiederverwenden. Bereits jetzt werden 84 Prozent der in Deutschland ausgebauten Asphalte wiederverwendet, besagen Angaben des Deutschen Asphaltverbands (DAV). „Die Gütesicherung bei der Aufbereitung und Lagerung von Ausbauasphalt wird die Akzeptanz für die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Wiederverwendung noch weiter stärken“, ist DAV-Geschäftsführer André Täube überzeugt. Die jüngst gegründete Gütegemeinschaft für Aufbereitung und Lagerung von Ausbauasphalt e. V. hat sich genau diesem Ziel verschrieben. Sie wird inhaltlich auch zum Kongressprogramm der 22. Deutschen Asphalttage (21. bis 23. Februar 2023) beitragen.

Der fünf Mann starke Einbautrupp auf der Baustelle kommt derweil gut voran. Der Takt der eintreffenden Abschiebelaster und das Tempo der drei Mann am Fertiger sind gut aufeinander abgestimmt. Wenn das letzte Asphaltmischgut aus dem Abschieber in den Asphaltfertiger gleitet, dauert es nur wenige Minuten, bis der nächste Lastwagen in Position steht, um den Fertiger mit einer frischen Ladung zu beschicken. Hinter dem Asphaltfertiger sorgt eine BOMAG-Gummiradwalze BW 28 RH für die Verdichtung; eine Hamm DV70 fährt mit einigem Abstand zum Glätten hinterher. So bringt der Trupp pro Tag etwa 1.500 Tonnen neuen Asphalt auf das Deckwerk.

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Eine Metallplatte und eine Gummimatte verhindern, dass das Asphaltmischgut wegen der Neigung des Deichs seitlich aus dem Kübel des Asphaltfertigers rieselt. | Foto: DAV/Quillmann
Eine Metallplatte und eine Gummimatte verhindern, dass das Asphaltmischgut wegen der Neigung des Deichs seitlich aus dem Kübel des Asphaltfertigers rieselt. | Foto: DAV/Quillmann

Johann Fischer ist einer der beiden Bohlenbediener und der Polier. Er und sein Kollege haben auf jeder Seite des Asphaltfertigers einen Sitz angebracht. Ab und zu, wenn der Fertiger kurz steht, setzen sie sich. „Damit man kurz die Knochen geradekriegt“, sagt Fischer. „Man merkt es am Anfang nicht, aber wenn man die ganze Zeit auf schrägem Untergrund läuft, spürt man das schon.“ Trotzdem weiß er die Baustelle am Deich sehr zu schätzen. „Hier muss man nicht auf den Verkehr achten, sondern hat Ruhe bei der Arbeit“, sagt Fischer. Dann dreht er sich um, schaut raus aufs Watt. „Und der Augenblick, wenn du dich umdrehst: Der herrliche Ausblick, der kühle Wind, das ist einfach angenehm.“ Auch die Radwanderer auf dem Deich genießen den Ausblick. Sie beobachten neugierig die Bauarbeiten. Das erneuerte Asphaltdeckwerk wird dazu beitragen, dass hier am Deich in Norddeich alles so schön bleibt, wie es ist – auch in den nächsten Jahrzehnten.

Wiederverwendung von Asphalt bei starker Neigung und mit Abschiebetechnik: Weitere Bilder

Am nahegelegenen Flugplatz Norden hat Tell Bau einen Umschlagplatz eingerichtet. Dort wird das frische Asphaltmischgut auf die eigenen Abschiebelastwagen umgeladen. Die Fahrzeuge des Lieferanten (im Bild) nehmen auf der Rückfahrt den ausgebauten Asphalt des alten Asphaltdeckwerks wieder mit zur Asphaltmischanlage. | Foto: DAV/Quillmann
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