Schüttflix macht den Schüttguthandel transparent
Das Gütersloher Tech-Startup Schüttflix hat seit seinem Start 2018 den Schüttgut-Markt in Deutschland ordentlich aufgemischt. Gründer und CEO Christian Hülsewig erklärt im Gespräch mit dem B_I baumagazin, warum das Startup so erfolgreich ist und warum für ihn operative Exzellenz vor Wachstum geht.
Das Mischen wird digital
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Schüttgutproduzenten und -käufer miteinander vernetzt
Bauunternehmen arbeiten mit Schüttflix effizienter
Schüttflix habe sich daher inzwischen auch als Logistik- und Supply-Chain-Partner bei großen Infrastrukturmaßnahmen positioniert. „Wir wollen nicht Einkäufer sein, wir wollen helfen, die Logistik und Lieferketten optimal zu managen und sauber zu dokumentieren“, sagt Hülsewig. Die Schüttflix-App sei auch deshalb für große, überregional tätige Bauunternehmen besonders interessant, weil diese in der Regel den lokalen Markt, das heißt, die dortigen Schüttguterzeuger und -händler nicht kennen würden. Unternehmen, die nur um den Kirchturm herum arbeiteten, würden schließlich immer seltener. Ob klein, mittel oder groß – die Liste der bisherigen Kunden von Schüttflix ist auf inzwischen mehr als 3.000 Einträge angewachsen.
Die Schüttflix-App macht Schüttgut-Bestellungen einfach
Hülsewig sieht im Wesentlichen drei Gründe für den großen Erfolg von Schüttflix: „Erstens, weil wir eine Lösung gebaut haben, die unendlich kundenzentrisch ist. Weil sie den Kunden einen Mehrwert bietet und unheimlich einfach zu bedienen ist. Wir haben gesagt, das muss sich anfühlen wie Whatsapp. Es muss sich gut anfühlen, es muss einfach und intuitiv sein, sonst brauchen wir nicht anzutreten.“ Mit dem Ergebnis, dass sich bei den Schüttflix-Kunden mit der Umstellung auf die neue, digitale Lösung schnell Erfolgserlebnisse einstellen. „Spürbarer Mehrwert ab Tag 1“, nennt Hülsewig das. Schüttflix sei „extrem niedrigschwellig und [biete] gerade digitalen Novizen eine gelungene erste User-Experience.“ Der zweite entscheidende Punkt sei die Transparenz von Schüttflix: „Das ganze Ding ist für Kunden, Lieferanten und Spediteure zunächst kostenlos, bis eine Transaktion zustande kommt. Wir zeigen den Preis inklusive unserer Marge.“ Und drittens hat Schüttflix sich für sein Geschäftsmodell ein vergleichsweise einfaches Produkt ausgesucht.
Schüttflix-Plattform hilft auch den Spediteuren
Von den vielen automatisierten Prozessen der Onlineplattform profitiert nicht nur Schüttflix selbst, sondern genauso die Partnerunternehmen. „Auch als Spediteur kann man sich gut daran gewöhnen, dass man jeden Abend von Schüttflix eine Gutschrift bekommt“, sagt Hülsewig. „Das heißt, ich muss keine Rechnung mehr stellen, ich muss keinen Papierkram mehr machen, denn Schüttflix weiß ja, welche Touren ich heute gefahren habe. Ich brauche niemanden, der einen Tourenzettel schreibt, damit irgendwer im Backoffice irgendwann mal eine Rechnung erzeugen kann.“ – „Abfallprodukte der Digitalisierung“ nennt Hülsewig diese Tätigkeiten. Dass Schüttflix in seinen Geschäftsprozessen so ungewohnt schnell ist, führt regelmäßig zu Aha-Effekten bei seinen Partnern. So ergibt sich manchmal die kuriose Situation, dass Lieferanten von Schüttflix die Überweisung erhalten, bevor sie intern die Rechnung gestellt haben – weil eben die Wiegescheine und Abholzettel aus den Werken intern noch gar nicht an die Buchhaltung übergeben wurden. „Wir überweisen Geld, von dem die noch gar nicht wissen, dass es ihnen eigentlich schon zusteht“, erklärt Hülsewig. Einige der Lieferanten trauten der neuen, digitalen Technik anfangs nicht so recht über den Weg, aber Hülsewig winkt ab: „Mit unserem System kann man nicht betuppen, man wird aber auch nicht betuppt. So ein System macht einfach keine Fehler.“
„Wir wollen erst mal ein Toppartner für Sand, Schotter und Kies werden. Das letzte, was wir wollen ist, dass wir uns auf dem Weg dorthin verzetteln.“ – Christian Hülsewig, CEO Schüttflix GmbH
Schüttflix verändert den Schüttgutmarkt
Dadurch, dass Schüttflix Produzenten und Abnehmer – ohne den bisherigen Umweg über den Schüttgutgroßhandel – transparent zusammenbringt, verliert die bisherige Schnittstelle zwischen diesen beiden Marktakteuren, der Großhändler, an Bedeutung. Ein Telefonbuch zu haben und ein paar Preise zu kennen, reiche heute einfach nicht mehr, meint Hülsewig und erklärt, was sich mit dem Markteintritt von Schüttflix ändert: „Anders als ein klassischer Händler leben wir davon, dass wir unser Adressbuch für alle zugänglich auf den Tisch legen und jeder reinschauen kann. Egal ob Spediteur mit einem oder 15 Lkw, große oder kleine Sandgrube: Sie alle leisten einen wichtigen Wertschöpfungsbeitrag. Mit uns können sie ihre Angebote noch gezielter einbringen." Dabei geht es Schüttflix laut Hülsewig ausdrücklich nicht um Preisdumping am Schüttgütermarkt. „Es geht nicht darum, dass wir Preise runterkriegen wollen. Was wir wollen ist, Ineffizienzen rauszunehmen. Wenn ich sehe, dass irgendwo ein Bedarf ist und anderswo ein Überangebot, dann will ich in der Lage sein, das zu verschieben. Wir wollen eigentlich eine Gesamtkostenreduktion erzielen. Wir wollen die Kostenstruktur verändern und nicht die Erlösstruktur.“
Corona-Pandemie treibt das Schüttflix-Geschäft
In die erste dynamische Wachstumsphase von Schüttflix fiel auch die beginnende Corona-Pandemie im vergangenen Jahr, und es zeigte sich, wie vorteilhaft die vollständig digitalen internen Prozesse unter Pandemiebedingungen sind. „Bei uns sind alle Backendprozesse, vom Lieferschein bis zur Abrechnung, papier- und damit kontaktlos. Das ist derzeit natürlich wichtiger denn je“, sagt Hülsewig. Die Unternehmen hätten den Güterslohern regelrecht „die Bude eingerannt“ und sich besorgt nach der Lieferfähigkeit des jungen Unternehmens erkundigt. Schüttflix habe aber „in den vergangenen 18 Monaten extrem viel Zeit und Energie in den Aufbau unseres Partnernetzwerks gesteckt“ und könne nun „diesen Ansturm gut abfedern“, so Hülsewig. Trotz der gestiegenen Nachfrage sei sein Unternehmen bisher „all unseren Versprechen nachgekommen“. Im Pandemie-Jahr 2020 steigerte Schüttflix den Umsatz seiner Plattform um mehr als 13 Millionen Euro und trug die digitale Bestellung und Lieferung von Schüttgütern sowie die Disponierung von Transporten deutschlandweit in die Fläche. Von Januar bis September 2021 erzielte das Unternehmen rund 50 Millionen Euro Umsatz.
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Pragmatismus und Hilfe aus der Baubranche
Pragmatisches Denken, Schnelligkeit und absolute Kundenorientierung ziehen sich wie ein roter Faden durch das neue Unternehmen und zeichnen auch seinen Chef Christian Hülsewig aus. Das Schüttflix-Team steht jedenfalls nicht im Verdacht, die Digitalisierung der Schüttgut-Logistik zu akademisch angegangen zu sein. „Wir haben unser Unternehmen nicht in einer Berliner Altbauwohnung gegründet mit 15 da hingeworfenen Kissen“, witzelt Hülsewig – und schiebt gleich nach, was er damit meint: „Wir sind nicht das klassische Start-up. Wir sind alle gestandene Logistik-Manager.“ Auch die Schüttflix-Gründer mussten erst mal die Baubranche kennenlernen, bevor sie ihr Tool dafür maßschneidern konnten. Aber sie hatten den großen Vorteil, dass sie sich exzellent mit Logistik auskannten, allen voran CEO Christian Hülsewig, der sein Handwerk bei Microsoft und Bertelsmann lernte. Geholfen hat dem Startup sicher auch, dass das Gütersloher Abbruchunternehmen Hagedorn bei der Gründung tatkräftig mithalf.
Strabag AG von Schüttflix-App überzeugt
Schüttflix lieferte Ende April 2021, vier Monate nach dem Start der Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen Strabag AG, den 4.000. Schüttgut-Transport für den Strabag-Standort in Oberhausen aus. Georg Lehde, Bereichsleiter bei der Strabag AG in Köln, war nach eigenen Angaben „hellauf begeistert“ von der App, weil der Prozess dadurch digital werde und der Polier es einfacher habe. Thomas Nyhsen, Technischer Leiter der Strabag-Direktion Nordrhein-Westfalen, sagt, die App sei „wirklich einfach zu bedienen“, und es habe „kaum Fehler bei den Bestellungen“ gegeben. Dass Strabag diese Lösung in dieser Qualität und mit dieser Konzentration auf den Anwender selbst hätte entwickeln können, bezweifelt Lehde. Ein Start-up könne einfach anfangen, etwas zu bauen, ohne Rücksicht auf Konzernebenen, ist er überzeugt. Und Christian Hülsewig meint: „Wir haben jetzt mit der Strabag einen großen Schritt gemacht. Deswegen glaube ich, dass wir da absolut auf dem richtigen Weg sind, die Branchenplattform zu werden. Ich glaube schon, dass wir in Deutschland heute schon die größte Reichweite haben, aber in der Marktdurchdringung haben wir noch ganz viel vor uns.“ Vor potenziellen Wettbewerbern hat er dabei keine große Angst: „Es wird jetzt nicht mehr einfacher, uns den Rang abzulaufen. Wir haben einen First-Mover-Vorteil, und es ist in der Plattform-Ökonomie oft so, dass es im Endeffekt irgendwann eine dominierende Plattform gibt. Unser Ziel ist weiterhin klar: Wenn die Jungs und Mädels auf der Baustelle an Sand, Schotter und Kies denken, sollen sie an Schüttflix denken”, sagt Hülsewig. Er ist jedenfalls sicher: „Diese Dekade wird die Dekade der B2B-Plattformen.“
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