Portrait Antonio Carraro: Traktoren aus Italien
Der italienische Traktoren-Hersteller und Nischen-Spezialist Antonio Carraro ließ sich einst von deutschen Beratern eine japanische Philosophie empfehlen, die seine Fabrik zum „OP-Saal“ machte. Nun arbeiten die Venezianer wieder mit deutschen Technikern zusammen. Die nächste Version ihres hydrostatischen Antriebs mit intelligentem Getriebe für Kommunalmaschinen soll nicht weniger leisten, als den Traktor zum Menschen werden zu lassen.
Kommunalmaschinen mit drehbarem Sitz
Schon seit den 90er Jahren bietet Carraro in der Abteilung „Groundcare“ Traktoren für den kommunalen Einsatzbereich an. Wohl einmalig ist hier die Möglichkeit, Fahrersitz und Bedienelemente des Geräteträgers in wenigen Sekunden um 180° zu drehen. Diese Erfindung, die auf den Wunsch eines Mönches aus der nördlichen Lombardei zurückgeht, war der erste große Durchbruch von Antonio Carraro. Sie ermöglicht es, stets in optimaler Fahrtrichtung leichte wie schwere Anbaugeräte zu schieben oder zu ziehen – bei stets optimaler Sicht. So sind die Kommunaltraktoren sowohl starke konventionelle Schlepper, können aber gleichzeitig die kräftige Heckhydraulik mit mehr Hubkraft für schwere, vorne zu montierende Anbaugeräte nutzen. Denkbar sind hier im kommunalen Bereich zum Beispiel große Mulcher oder schwere Wasserfässer.
Geerbt von der verwandten Familie der landwirtschaftlichen Traktoren haben die Kommunalmaschinen die Geländegängigkeit. Dank eines Schwenkrahmens mit Axial-Drehgelenk, können die Räder um bis zu 15° aus ihrer Achse abweichen. So haben stets vier Räder Bodenkontakt und erhöhen die Traktion. „Die Maschine ist hierdurch deutlich stabiler und sicherer. Sie kann auch schwer beladen einen hohen Bordstein nehmen“, sagt Oliver Stamm, Deutschland-Manager von Antonio Carraro.
Der Antrieb der Maschinen erfolgt hydrostatisch. Motoren von Yanmar und Kubota mit bis zu 100 PS arbeiten zusammen mit dem in Eigenregie entwickelten Getriebes „Infinity“, das in einer Halle neben der Endmontagelinie hergestellt wird.
2016 kommt „Toni“
Nächstes Jahr rollt dann die neue Generation „Toni“ aus der Kaizen-Fabrik. Der weiter verbesserte hydrostatische Antrieb sei so robust, dass er problemlos 10.000 Betriebsstunden durchhalten würde und dann mit einer lebenslangen Garantie komme, schwärmt Liliana Carraro, Tochter von Antonio Carraro. Sie ist wie zwei ihrer Brüder Teil der Geschäftsleitung.
„Entscheidend ist die Software. Sie macht den Traktor zu einem Menschen“, erklärt Liliana Carraro, die den neuen Toni auch gerne „iTraktor“ nennt, weil er so intelligent sei. Bei der Software-Entwicklung des neuen Antriebs habe man mit deutschen Experten kooperiert. Herauskommen werde ein Traktor, der die idealen Arbeitsbedingungen selber erkennt. Er werde stets die optimale Kombination aus Motordrehzahl und Übersetzung wählen und merke, wenn es an der Zeit ist, die Reifen zu wechseln. So werde es auch gelingen, den Kraftstoffverbrauch weiter zu reduzieren. „In Zukunft zählen vor allen Dingen die Emissionen und der Komfort des Fahrers“, sagt Liliana Carraro. Ob man bei Antonio Carraro in Richtung hybrider bzw. elektrischer Antriebe denke? „Ja, das gucken wir uns auch an.“
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Auch in Deutschland Potential
Deutschland-Chef Stamm ist optimistisch, auf dem deutschen Markt weiter wachsen zu können: „Wir peilen 10-15%, vielleicht sogar 20% an, spätestens bis 2017.“ Besonders stolz ist Stamm, dass Antonio Carraro mit seinen acht Importeuren bzw. Regionalzentren und ca. 50 Händlern in Deutschland flächendeckend einen professionellen Service leisten kann. „Jede Maschine ist nur so gut wie der Service hinterher und da legen wir einen sehr, sehr großen Wert drauf“, sagt Stamm. „Da können wir uns auf jeden Fall mit den großen Herstellern ohne Probleme messen.“
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