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Hinweispapier für Reparaturasphalt sorgt für Aufruhr

Ein Hinweispapier für Reparaturasphalt sorgt seit geraumer Zeit in Kreisen der Bauwirtschaft für reichlich Aufruhr. Im Mittelpunkt stehen die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, ein Bericht auf Spiegel-Online und eine Prüfingenieurin aus Ostdeutschland.

Hinweispapier für Reparaturasphalt sorgt für Aufruhr
Bisher gibt es kein Regelwerk, das gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe wie z.B. Lösungsmittel in Reparaturasphalten verbietet. Viele Hersteller bieten aber lösemittelfreie Kaltasphalte an. | Foto: Bornit

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Stein des Anstoßes dürfte wohl ein Artikel auf Spiegel-Online gewesen sein. Unter der Überschrift rel="noopener">„Vorsicht, giftiger Asphalt“ berichtete das Nachrichtenmagazin im Mai vergangenen Jahres unter anderem darüber, welche Folgen die Verwendung lösemittelhaltiger Reparaturasphalte für die Anwender haben können. Zitiert wurde der ehemalige Leiter des Bereichs Gefahrstoffe der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Rheinhold Rühl. Es sei ein Glück, sagte er gegenüber Spiegel-Online, dass „noch keiner ins Krankenhaus gekommen ist“. Bei ihm hätten sich Straßenbauämter beschwert, deren Arbeiter bei der Verwendung von Reparaturasphalten mit „Kopfschmerzen und Brechreiz“ zu kämpfen gehabt hätten. Angeprangert wurde vor allem, dass es bisher kein Regelwerk gibt, das gefährliche Inhaltsstoffe in Reparaturasphalten verbietet. Die Informationen hatte das Nachrichtenmagazin von der Leiterin des Labors der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, Gabriele Sauerhering, erhalten. Sie sprach von 80 im Labor untersuchten Materialproben, deren Ergebnisse zum Teil katastrophal ausgefallen seien. Einige Proben enthielten so große Mengen giftiger Lösemittel, dass „da besser ein Totenkopf draufgehört“.

Der Artikel auf Spiegel-Online hatte seinerzeit für erhebliches Aufsehen gesorgt. Denn Sauerhering hatte dem Nachrichtenmagazin nicht nur die nötigen Informationen geliefert, sie war auch Leiterin eines Arbeitskreises der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), der sich mit genau dieser Problematik beschäftigte. Das Gremium sollte ein Hinweispapier für die Verwendung von Reparaturasphalten erarbeiten. Die FGSV sah sich letztlich genötigt, einen Kommentar in ihrer Verbandszeitschrift zu veröffentlichen, in dem sie mit Blick auf den Spiegel-Bericht von „völlig falschen“ Schlussfolgerungen und Sachverhalten spricht, die entweder „nicht korrekt dargestellt“ worden seien oder „jeglicher Grundlage“ entbehrten. Der ganze Beitrag, so ist dort zu lesen, „stellt das System der Verantwortlichkeiten von den Füßen auf den Kopf“.

Ausschussleiter droht mit Konsequenzen

Für Sauerhering blieb der Gang an die Öffentlichkeit nicht ohne Folgen. „Ich habe“, sagt sie in einem Gespräch mit den B_I baumagazin, „mächtig Federn lassen müssen“ und „schlaflose Nächte gehabt“. Auch sei ihr vom Leiter des übergeordneten FGSV-Arbeitsausschusses Instandhaltung, Volker Schäfer, „mit Konsequenzen gedroht worden“. Im Lenkungsausschuss der FGSV, der wiederum dem Arbeitsausschuss übergeordnet ist, soll es, so Sauerhering, „hoch hergegangen“ sein. „Ich war“, sagt sie, „die Dumme“. Letztlich hat die 56jährige entnervt ihr Amt als Leiterin des Arbeitskreises niedergelegt.

Das Hinweispapier (H RepA), das dann im April dieses Jahres veröffentlicht wurde, soll nach Aussagen von Sauerhering schon 2016 und damit drei Jahre vorher fertig gewesen sein. Die Veröffentlichung sei jedoch wieder und wieder verhindert worden. „Man hat mich“, sagt sie, „von Jahr zu Jahr immer wieder vertröstet“. Den Grund dafür sieht die 56jährige darin, dass Verantwortliche der FGSV auf Druck von Wirtschaft und Industrie die materialtechnischen und physikalischen Werte nicht veröffentlichen wollten. „Und dagegen“, sagt sie, „war ich“. Es habe sich um Werte gehandelt, die „jedes Labor untersuchen kann“. Den Ausschlag dafür, dass das Hinweispapier nach mehr als sieben Jahren Bearbeitungszeit letztlich doch im April dieses Jahres zumindest mit einem Teil der materialtechnischen und physikalischen Werte von der FGSV veröffentlicht wurde, habe letztlich der Spiegel-Artikel gegeben.

Für die Leiterin des Labors der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, Gabriele Sauerhering, blieb der Gang an die Öffentlichkeit nicht ohne Folgen. | Foto: privat
Für die Leiterin des Labors der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, Gabriele Sauerhering, blieb der Gang an die Öffentlichkeit nicht ohne Folgen. | Foto: privat

„Sie hatte keine Einsicht“

Davon wollen einige der Verantwortlichen bei der FGSV jedoch nichts wissen. Dass das Papier im April 2019 herausgebracht wurde, habe, wie der Vorsitzende des dem Arbeitskreis und Arbeitsausschuss übergeordneten Lenkungsausschusses der FGSV, Bernd Nolle, gegenüber dem B_I baumagazin erklärte, „mit dem Spiegel-Artikel überhaupt nichts zu tun“. Ähnlich äußert sich auch der Vorsitzende des zuständigen FGSV-Arbeitsausschusses, Volker Schäfer. Er hält die Aussage von Sauerhering für „totalen Quatsch“. Das Papier, das Sauerhering 2015 abgeliefert habe, sei „sehr rudimentär“ gewesen. „Da musste sowohl inhaltlich als auch formal noch sehr viel dran gearbeitet werden.“ Und das habe eben sehr lange gedauert. Er habe Sauerhering dann „die Endbearbeitung weggenommen“, weil „sie keine Einsicht hatte“. Sauerhering sei „sehr verbohrt und uneinsichtig gewesen“. Niemand in der FGSV habe sich „getraut, sie zu disziplinieren“.

Massive Einflüsse aus der Wirtschaft

Anders äußert sich Volker Bummel, der nach dem Ausscheiden von Sauerhering die Leitung des Arbeitskreises übernommen hatte. Auf die Frage des B_I baumagazins, ob der Spiegelbericht für die Veröffentlichung ausschlaggebend war, sagte er: „Ich werde dazu nichts sagen. Ob der Bericht für die Veröffentlichung gut oder schlecht war, ist für mich nicht relevant.“

Dass, wie von Sauerhering behauptet, Industrie und Wirtschaft darauf gedrängt hätten, die materialtechnischen und physikalischen Werte nicht zu veröffentlichen, wird von den Verantwortlichen FGSV zumindest indirekt bestätigt. „Die Widerstände“, sagt Arbeitsausschussleiter Volker Schäfer, „kamen weniger aus der Branche, sondern es war eher eine generelle Diskussion.“ Es sei um die Frage gegangen: „Brauchen wir so etwas (das Hinweispapier, Anm. d. Red.) überhaupt.“

Anders äußert sich der Nachfolger von Sauerhering, Volker Bummel. Er spricht von „massiven Einflüssen“ aus Industrie und Wirtschaft, die jedoch nicht aus dem Arbeitskreis kamen, sondern „auf irgendwelchen Wegen auf einmal auf dem Tisch gewesen sind“. Es seien, sagt er weiter, „alle möglichen Leute aus der FGSV angesprochen worden“. Und: „Da wurde wild, kreuz und quer durcheinander gearbeitet.“

Lösemittel-Problem sollte in ein Merkblatt fließen

Einer, der eine Lanze für Sauerhering bricht, ist Werner Bleßmann. Der Baudirektor im Ruhestand war bis zu seiner Pensionierung Niederlassungsleiter des sachsen-anhaltischen Landesbetriebes Bau in Halberstadt, wo auch Sauerhering arbeitet. Außerdem war er, bevor Volker Schäfer den Posten übernahm, Leiter des FGSV-Arbeitsausschusses Erhaltung und bis zur Verabschiedung des Hinweispapiers Mitglied des Arbeitskreises, dessen Leitung Sauerhering abgegeben hatte. Über das Thema Lösemittel in Reparaturasphalten, betont er, „haben wir uns im Arbeitsausschuss schon im Jahr 2000 Gedanken gemacht“. Mitarbeiter der Landesstraßenbauämter hätten beim Einsatz von Reparaturasphalten über Atembeschwerden geklagt. „Da haben wir uns gedacht, so kann das nicht weitergehen.“

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Zuerst, erzählt er weiter, sollte ein Merkblatt erstellen werden, was gegenüber einem Hinweispapier „eine höhere Verbindlichkeit“ gehabt hätte. Der Arbeitsausschuss unter der Leitung von Volker Schäfer habe dann jedoch entschieden, dass es kein Merkblatt, sondern lediglich ein Hinweispapier geben sollte. Ein Merkblatt, sagt Bleßmann, sei dem Arbeitsausschuss „zu hochgradig“ gewesen. Da habe es dann im Arbeitskreis den „ersten Motivationseinbruch“ gegeben. „Wir wollten etwas anders auf den Weg bringen.“ Als das Hinweispapier dann im Jahr 2015 nach Meinung des Arbeitskreises fertig gewesen sei, habe es, wie Bleßmann weiter sagt, „ich betone mal, ewig im Arbeitsausschuss gelegen“.

Einige Hersteller sollen gemauert haben

Den Grund dafür sieht er in der „fehlenden Durchsetzungskraft“ desjenigen, der das Hinweispapier im übergeordneten Lenkungsausschuss zu vertreten gehabt hätte. Und das war der Leiter des Arbeitsausschusses, Volker Schäfer. Bleßmann: „Das Papier wurde nicht mit der entsprechenden Dringlichkeit vorgetragen.“ Es habe immer wieder Verzögerungen gegeben. Über die gegenüber anderen Hinweispapieren und Merkblättern lange Bearbeitungszeit sei er „erschrocken gewesen. „Drei Jahre“, sagt er, „ist der Standard“. Dass es dann letztlich sieben Jahre dauerte, habe hauptsächlich an den Widerständen aus Wirtschaft und Industrie gelegen. „Das kann ich unterschreiben.“ Es habe für den Fall, dass die FGSV in der Sache nicht weiterkomme, sogar die Option aus dem Bundesverkehrsministerium gegeben, den Inhalt des Papiers in Form eines Rundschreibens in Kraft zu setzen. Dass das Papier durch den Spiegel-Bericht „schneller auf den Markt gekommen sei, könnt er „so unterstützen“. Sauerhering sei eine „sehr fleißige Frau“. Ihre Recherchen und auch ihr Engagement bezeichnete er als „einmalig“. Auch die Mehrheit der Firmen, die Reparaturasphalte herstellen oder vertreiben, hätten sich für das Hinweispapier ausgesprochen. Nur eine Minderheit habe „gemauert“. Bleßmann: „Das war manchmal schon ein wenig haarsträubend“. Und: „Das Papier war 2015 fertig und hätte 2015/2016 rauskommen können.“

Basis für Ausschreibungen von StraßenNRW

Dr. Christoph Dröge, Referatsleiter für den Baubereich im nordrhein-westfälischen Landesbetrieb für Straßenbau und selbst Mitglied im Lenkungsausschuss der FGSV, begrüßt das Papier ausdrücklich. Bei vielen Produkten, sagt er, sei vorher nicht klar gewesen, ob sie lösemittelfrei seien oder nicht. Jetzt könne man sich nach der im Hinweispapier angegebenen Klassifizierung richten. Denn aus der ergibt sich eindeutig, welche Reparaturasphalte wie viele Lösemittel enthalten und welche lösemittelfrei sind. Damit habe man, so Dröge weiter, „einen vertragssicheren Rahmen für die Bestellung solcher Materialien“. Außerdem verfüge man jetzt über eine „Definition, welches Material wir wann wo einsetzen können“. Dröge: „Wir werden das Hinweispapier als Basis für unsere Ausschreibungen nehmen.“ Und weiter: „Wir werden das Material so einsetzen, wie es im Hinweispapier steht.“ Es gebe unterschiedliche Reparaturasphalte, die auch unterschiedlich funktionierten. Und das sei bisher immer „etwas nebulös gewesen“. Mit dem Hinweispapier für Reparaturasphalte sei jetzt mehr Klarheit geschaffen worden.

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