Staudenpflanzung mit System
Staudenpflanzungen stellen oft ein wichtiges Element in der Gartengestaltung dar, allerdings sind sie recht anfällig für Unkraut. Eine Lösung ist die parallele Verwendung von Wildpflanzen. Nicht nur die optischen Vorteile überzeugen.
Es gibt in der Pflanzenverwendung zwei grundverschiedene Ansätze, mit Staudenpflanzungen umzugehen. Herkömmlicherweise werden Staudenpflanzungen als reine Pflanzung geplant und ausgeführt. Veränderungen sind nur in begrenztem Rahmen gedacht und möglich. So wird ein statisches Bild erzeugt und das wird auch so gepflegt. Doch diese konventionelle Staudenpflanzung hat mehr Nach- als Vorteile. Vor allem ist sie nicht nachhaltig. Dagegen steht die naturnahe Staudenverwendung, die eine Staudenpflanzung als dynamisches sich selbst erhaltendes lebendiges System sieht, in dem sich die verwendeten Arten vermehren, verbreiten und verändern dürfen.
Konventionelle Staudenpflanzungen
Konventionelle Staudenpflanzungen sind genau das: reine Staudenpflanzungen. Sie haben ein anderes Prinzip der Pflanzenverwendung und beschränken sich alleine auf Stauden. Das belebende Element einer Einsaat mit bodendeckenden, lückenfüllenden und sich selbst vermehrenden Arten fehlt hier in aller Regel. Diese Beschränkung auf ausschließlich Stauden (und eventuell Zwiebeln bzw. Gehölze) ist im Grunde eine logische Folge verunkrauteter Böden. Man kann auf tendenziell immer verunkrauteten Oberböden nicht oder nur sehr wenige Ansaaten erfolgreich durchbringen. Ansaaten sind konventionell in Staudenpflanzungen weder gedacht noch möglich.
Einfallstor für Unkräuter
Der Schwerpunkt bei konventionellen Staudenpflanzungen liegt bei nicht heimischen Arten aus aller Welt oder Hybriden und Zuchtformen. Wenn heimische Arten verwendet werden, sind es oft ihre Sorten, also nicht die reinen Wildformen. Das beeinträchtigt die Nachhaltigkeit solcher Pflanzungen. Nichtheimische Stauden, Hybriden, Zuchtformen und auch Sorten heimischer Arten sind entweder gar nicht oder nur beschränkt reproduktionsfähig. Sie können sich nicht oder nicht so gut durch Samen vermehren. Da aber jede Staude nur eine begrenzte Lebenserwartung hat und danach abstirbt, entstehen Lücken in der Pflanzung. Diese entstehenden Lücken können nicht oder nicht schnell genug geschlossen werden. Lücken in der Pflanzung sind das Einfallstor für Unkraut. Das ist der zweite Grund, warum konventionelle Staudenpflanzungen nur mit hohem Pflegeeinsatz zu halten sind. Wegen der fehlenden Vermehrungsfähigkeit der Stauden haben konventionelle Staudenpflanzungen ohne Neupflanzung und Ersatz ausgefallener Stauden ein automatisch begrenztes Lebensalter.
Naturnahe Staudenpflanzungen
schwerpunkt auf heimische Wildpflanzen
Naturnah Orientierte beschränken sich in der Pflanzenverwendung nicht alleine auf die gepflanzten Stauden. Sie säen die Lücken in der Pflanzung meistens mit bestimmten Einzelarten von Einjährigen, Zweijährigen und Stauden gezielt ein. Durch diese bodendeckenden, lückenfüllenden Arten schließt sich die Pflanzung sehr viel schneller und benötigt weniger Pflege. Möglich wird dies aber nur aufgrund der grundsätzlich unkrautfreien Böden. Hier sind, da der massive Unkrautdruck fehlt, alle Arten von Ansaaten möglich. Ansaaten in die Lücken sind in naturnahen Staudenpflanzungen nicht nur möglich, sondern Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung. Sie schaffen durch das Einbringen von zusätzlichen Arten zusätzliche Aspekte, ergänzen das Artenspektrum, sorgen so für die ökologische wichtige große genetische Breite und die Vielfalt der Arten. Außerdem lassen sich durch gezielte Einsaat von Ein- und Zweijährigen in den Pflanzlücken berauschende Effekte erzielen. Die Staudenpflanzung selbst kann sich trotzdem wie gedacht entwickeln.
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Der Schwerpunkt von naturnahen Staudenpflanzungen liegt bei heimischen Wildpflanzen. Zuweilen werden auch reproduktionsfähige Sorten der heimischen Arten verwendet. Heimische Arten sind im Prinzip unbegrenzt reproduktionsfähig. Sie können sich immer wieder neu aussäen, ihre Samen können auf den dafür eigens gemischten Substraten mit Nullanteil hervorragend keimen. Lücken von aus Altersgründen absterbenden Pflanzen werden sofort besetzt, dadurch entsteht weniger Unkrautdruck und Pflegeaufwand. Bei Störungen durch äußere Einflüsse (Fahrspuren, Trittschäden etc.) können entstehende Lücken schnell durch Aussaat geschlossen werden. Dadurch entsteht eine tendenziell geringere Verunkrautung. Naturnahe Staudenpflanzungen mit Einsaaten in den Lücken und der zugelassenen Reproduktion der gepflanzten Arten haben bei moderater, angepasster Pflege im Prinzip ein unbegrenztes Lebensalter. Sie können sich durch sich selbst immer wieder erneuern. Das ist die Definition von Nachhaltigkeit. Dadurch entstehen sich ändernde, lange Zeit attraktive Pflanzungen von immensem ökologischem Wert.
Pionierstauden
Naturnahe Staudenpflanzung mit Ansaaten sind wie alle Lebenssysteme nicht statisch, sondern dynamisch. Veränderung ist das Prinzip des Lebens. Statische Bilder sind im Gesamtorganismus Garten weder sinnvoll noch erstrebenswert oder nur um den Aufwand extrem hoher Pflege zu erhalten. Veränderung ist dabei kein Fehler, sondern eine große Chance. Durch Einbringen von temporären Arten, von Einjährigen, Zweijährigen, Pionierstauden können bewusst über die Ansaaten wunderschöne ästhetische Effekte erzielt werden. Zusätzlich werden über Ansaaten neue attraktive Stauden in die Pflanzungen gebracht, die in dieser Fülle und zu diesen geringen Kosten kaum gepflanzt worden wären. Je nach Zufall, Pflegeintensität, Standort und klimatischem Wandel ändert sich das Staudenbeet bzw. System. Naturnahe, d.h. nachhaltige Pflanzungen mit Ansaaten erweisen sich als anpassungsfähiges Erfolgsrezept für die Zukunft gerade und auch in den Zeiten des Klimawandels, der besondere Herausforderungen an gut funktionierende Staudenpflanzungen stellt.
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