Die grüne Revolution im Garten- und Landschaftsbau

Klimakrise, Rohstoff- und Energieknappheit, Wettbewerbsdruck, Regularien, Fachkräftemangel etc. – in Zeiten rasanter Veränderung und neuer Herausforderungen steigt der Druck auf Unternehmen im Garten- und Landschaftsbau rasant. Was zuvor lange als „nice to have“ galt, entscheidet heute und zukünftig über den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.

Nachhaltigkeit als Erfolgsstrategie
In Zeiten rasanter Veränderung und neuer Herausforderungen steigt auch der Druck auf Unternehmen im Garten- und Landschaftsbau rasant. | Foto: Casey Horner

In Kürze umfasst Nachhaltigkeit die stetige Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ökonomischer Faktoren bei allen Entscheidungen und Aktivitäten des Unternehmens. Was Nachhaltigkeit konkret für Ihr Unternehmen bedeutet, welche Lösungen es bereits heute gibt und welche Vorteile sich daraus ergeben, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die neuesten Entwicklungen

Grundsätzlich stellt sich die Frage, wieso Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus auf Veränderungen und Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit zeitnah reagieren sollten. Sehr konkret lässt sich dies mit den aktuellen politischen Entwicklungen verdeutlichen, da die Nachhaltigkeitsberichtspflicht für KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) kommt. Bereits seit 2017 besteht für kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von mehr als 40 Millionen Euro die Pflicht, einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Mit der seit Anfang 2023 geltenden EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), werden zukünftig auch kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) Nachhaltigkeitsinformationen im Sinne der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) offenlegen müssen. Ab 2025 sind vorerst alle großen Unternehmen berichtspflichtig, die am Bilanzstichtag mindestens zwei der folgenden drei Merkmale erfüllen:

  • Bilanzsumme: mind. 20 Mio. €
  • Nettoumsatzerlöse: mind. 40 Mio. €
  • Durchschnittliche Zahl der Beschäftigten: mind. 250

Waren es bisher 500 Unternehmen, die zu einer nicht-finanziellen Erklärung verpflichtet waren, so sind es zukünftig etwa 15.000 Unternehmen in Deutschland, die einen Nachhaltigkeitsbericht im Einklang mit der CSRD veröffentlichen müssen. Was bedeutet das konkret? Diese Unternehmen sind rechtlich verpflichtet einen Nachhaltigkeitsbericht (nicht-finanzielle Erklärung) zu veröffentlichen.

Exkurs Nachhaltigkeitsbericht: Der Nachhaltigkeitsbericht ist ein wichtiges Instrument, um die ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsziele und -aktivitäten des Unternehmens transparent darzustellen. Der Bericht ermöglicht es Unternehmen, ihren Status Quo, die eigene Nachhaltigkeitsstrategie sowie ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen Schritt für Schritt zu erfassen um letztendlich eine „Anleitung zur Nachhaltigkeit“ für Ihr Unternehmen zu erhalten. In der Regel umfasst die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts vier Phasen: Bestandsaufnahme, Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie, Umsetzung konkreter Maßnahmen und Erstellung des Berichts nach dem Rahmenwerk des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK).

Ein Nachhaltigkeitsbericht gibt die Vorlage für die eigene Nachhaltigkeitsstrategie und die entsprechenden Maßnahmen. | Foto: Kullmann und Meinen GmbH
Ein Nachhaltigkeitsbericht gibt die Vorlage für die eigene Nachhaltigkeitsstrategie und die entsprechenden Maßnahmen. | Foto: Kullmann und Meinen GmbH

Nachhaltigkeitsbericht – Der richtige Zeitpunkt ist jetzt

Mittelbar bestehen auch für nicht berichtspflichtige Unternehmen Nachhaltigkeitsnachweise durch Anforderungen von Anspruchsgruppen wie etwa Banken, Versicherungen oder anderen Unternehmen in der Wertschöpfungskette. Beispielhaft sind hier zu nennen:

  • Banken und Finanzinstitute: fordern vermehrt Informationen über Nachhaltigkeitsaktivitäten, um die Kreditwürdigkeit und Risikosituation von Unternehmen zu beurteilen.
  • Versicherungen: verlangen zunehmend Nachhaltigkeitsnachweise von Unternehmen, um die Versicherungspolicen und Prämien entsprechend anzupassen.
  • Öffentliche Auftraggeber: fordern von Unternehmen, die an Ausschreibungen teilnehmen, Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen, um öffentliche Aufträge zu erhalten (z.B. CO2-Bilanz).
  • Lieferanten und Partner in der Wertschöpfungskette: fordern von ihren Partnern Nachhaltigkeitsnachweise, um ihre eigene Nachhaltigkeitsperformance zu verbessern und Risiken zu minimieren (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz).
  • Kunden: verlangen vermehrt nachhaltig produzierte Produkte und Dienstleistungen und bevorzugen Unternehmen mit transparenter Kommunikation.
  • Mitarbeiter und Arbeitnehmer: erwarten von ihren Arbeitgebern ein nachhaltiges Unternehmensengagement, um sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und langfristig gebunden zu bleiben.

Kleine und mittelständische Unternehmen sind großen Unternehmen hier gegenüber klar im Vorteil, wenn es um den flexiblen Umgang mit neuen Herausforderungen geht. Dieser Vorteil kann durch die rechtzeitige Vorbereitung auf die kommenden Herausforderungen aktiviert werden. Erste Ansätze für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen sind im „Leitfaden für Nachhaltiges Wirtschaften im GaLaBau“ enthalten, welcher für Mitgliedsunternehmen der Verbände des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus unter https://www.galabau.de/nachhaltigkeit_im_galabau_betrieb kostenlos erhältlich.

Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen – so funktioniert es

Wie aber beginnen? Wo setze ich an? Welche Maßnahmen sind für mich, meine Mitarbeiter und alle sonstigen Anspruchsgruppen wichtig? Die größte Herausforderung für die Unternehmen liegt darin, ihre bisherigen bzw. geplanten Nachhaltigkeitsmaßnahmen in einer Nachhaltigkeitsstrategie zu bündeln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es nicht „den einen Weg“ zur Nachhaltigkeit gibt, den alle Unternehmen gehen können. Das Thema Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon - und die Relevanz der einzelnen Themen sind je nach Unternehmen individuell zu bestimmen. Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist die Orientierung an dem nachfolgenden Nachhaltigkeitsstrategieprozess sinnvoll:
  1. Bestandsaufnahme: Analyse der aktuellen Situation im Unternehmen (Status Quo Nachhaltigkeit)
  2. Nachhaltigkeitsstrategie: Entwicklung einer zukunftsfähigen Nachhaltigkeitsstrategie.
  3. Umsetzung: Konkretisierung der einzelnen Maßnahmen zur Umsetzung im Unternehmen.
  4. Kommunikation: Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) zur internen und externen Kommunikation
Von der Bestandsaufnahme, über die Strategie und Umsetzung bis zum finalen Nachhaltigkeitsbericht. | Foto: Kullmann und Meinen GmbH
Von der Bestandsaufnahme, über die Strategie und Umsetzung bis zum finalen Nachhaltigkeitsbericht. | Foto: Kullmann und Meinen GmbH

DNK als Leitfaden für Nachhaltigkeit im Unternehmen

Der DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) ist ein Rahmenwerk zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen in Deutschland. Er wurde entwickelt, um eine einheitliche und transparente Kommunikation über Nachhaltigkeitsaspekte zu fördern.

Ein Unternehmen, das einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem DNK erstellen möchte, muss über insgesamt 20 Kriterien berichten, die in vier Handlungsfeldern zusammengefasst sind: Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft. Dabei geht es neben der Entwicklung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie auch um Themen wie bspw. Ressourcenverbrauch und um CO2-Emissionen (sowie deren Reduzierung im Unternehmen). Aber auch das Thema Mitarbeiter nimmt einen hohen Stellenwert bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung ein. Hier geht es um die Sicherung grundlegender Arbeitnehmerrechte, aber auch um Qualifizierung der eigenen Mitarbeitenden (und deren stetige Verbesserung) als auch um Chancengerechtigkeit (z. B. angemessene Bezahlung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf).

Das Unternehmen berichtet dabei nicht nur über seine Nachhaltigkeitsziele und -aktivitäten, sondern auch über Fortschritte, Erfolge und Herausforderungen. Der DNK stellt somit einen Leitfaden dar, der Unternehmen unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsperformance transparent zu dokumentieren und ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.

Heiko Meinen, Geschäftsführung und Oliver Meyer, Nachhaltigkeitsberatung, Kullmann und Meinen GmbH, Bleifeld 27, 51503 Rösrath, info@kullmann-meinen.de, www.kullmann-meinen.de | | Foto: PATRIC PRAGER & Kullmann und Meinen GmbH
Heiko Meinen, Geschäftsführung und Oliver Meyer, Nachhaltigkeitsberatung, Kullmann und Meinen GmbH, Bleifeld 27, 51503 Rösrath, info@kullmann-meinen.de, www.kullmann-meinen.de | | Foto: PATRIC PRAGER & Kullmann und Meinen GmbH

Investition in die Zukunft – die konkreten Vorteile:

Nachhaltigkeit ist eine Investition in die Zukunft. Auch wenn der Aufwand zu Beginn hoch ist, so lassen sich ganz konkrete Vorteile für das Unternehmen ableiten:

  • Kosteneinsparungen: Reduzierung von Betriebskosten und Risikominimierung durch effiziente Ressourcennutzung und besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz.
  • Mitarbeiterbindung und -motivation: Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen und Positionierung als attraktiver Arbeitgeber durch Einbeziehung in Nachhaltigkeitsbemühungen.
  • Kundenbindung: Stärkung der Kundenbindung, Vertrauensaufbau und Erschließung neuer Kundensegmente durch gezeigtes Engagement für Nachhaltigkeit.
  • Wettbewerbsvorteil: Differenzierung von der Konkurrenz und Erzielen eines klaren Wettbewerbsvorteils durch eine zukunftsfähiges Geschäftsmodell.
  • Image und Reputation: Steigerung des Unternehmensimages und -ansehens durch Transparenz und regionales Engagement.
  • Risikomanagement: Früherkennung und Minimierung von Herausforderungen und Risiken.
  • Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten: Eröffnung neuer Finanzierungsoptionen durch erhöhte Attraktivität für Investoren, Fördermittelgeber sowie Finanzinstitute.
  • Stakeholder-Engagement: Verbesserung der Beziehungen zu Lieferanten, Kunden und Partnern durch Kommunikation von Nachhaltigkeitszielen.
  • Innovationspotenzial: Förderung von Innovationen und Entwicklung neuer, nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen im Garten- und Landschaftsbau.
  • Langfristige Zukunftsorientierung: Förderung einer nachhaltigen Geschäftsstrategie für eine langfristige Unternehmenssicherung über kurzfristige Maximierung hinaus.
  • Krisenresilienz: Erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltkrisen, sozialen Herausforderungen und wirtschaftlichen Schwankungen.
  • Verbesserte Lieferkettentransparenz: Höhere Kontrolle über soziale und ökologische Standards entlang der Lieferkette.
  • Stärkung der Unternehmenskultur: Nachhaltigkeitsziele fördern eine gemeinsame Vision und ein stärkeres Engagement der Mitarbeiter, was die Unternehmenskultur und das Zusammengehörigkeitsgefühl positiv beeinflussen kann.
  • Langfristige Kundenbindung: Nachhaltigkeitsorientierte Kunden neigen dazu, längerfristige Beziehungen zu Unternehmen aufzubauen, die ihre Werte teilen, was die Kundenbindung stärkt.

Nachhaltigkeit und GaLaBau – das gehört zusammen!

Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit im Garten- und Landschaftsbau lohnt sich nicht nur wegen regulatorischer Vorgaben, sondern auch aufgrund der Chance, einen positiven Einfluss auf die aktuellen Herausforderungen wie beispielsweise der Klimakrise und Biodiversitätsverlust zu erzielen. Als Branche, die für eine lebenswerte Umwelt sorgt, haben GaLaBau-Unternehmen die Möglichkeit, durch nachhaltige Kernleistungen und verantwortungsbewusstes Wirtschaften einen sichtbaren Beitrag zur Bewältigung globaler Herausforderungen zu leisten. Dies ermöglicht aus betriebswirtschaftlicher Perspektive langfristige Vorteile wie Kosteneinsparungen, Mitarbeiterbindung, Kundenvertrauen und Innovationspotenzial. Die transparente Dokumentation im Nachhaltigkeitsbericht nach dem DNK ermöglicht es Unternehmen, ihre Bemühungen zu kommunizieren und als Vorreiter für eine nachhaltige Zukunft aufzutreten. Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit bietet somit die Möglichkeit, langfristig zukunftsfähige Strategien zu entwickeln und positiven Wandel zu bewirken – ein Schlüssel zum langfristigen Erfolg im GaLaBau.

Sie haben Interesse daran mehr zum Thema Nachhaltigkeit zu erfahren oder wollen sogar direkt ins Handeln kommen? Hier der Link zur Nachhaltigkeitsberatung.

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