Erdrutsch bei Ziegler: Pleite schlägt auf Tochterfirmen durch
Die anhaltende Baukrise hat die Ziegler Group hart getroffen. Nach der Insolvenz der Ziegler Holding haben etliche der etwa dreißig Tochtergesellschaften Insolvenzantrag gestellt, weitere sollen folgen. Im Raum stehen Schulden in Höhe eines Jahresumsatzes.
Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Weiden den Rechtsanwalt Volker Böhm bestellt, der diese Funktion schon für die Ziegler Holding GmbH wahrnimmt. Ob der Geschäftsbetrieb in der Insolvenz fortgesetzt werden kann, werde derzeit geprüft. Wegen der engen Verflechtungen innerhalb der Ziegler Gruppe seien weitere Insolvenzanträge geplant, so Böhm. Vor allem zwischen den Kernunternehmen der Ziegler Gruppe rund um das Sägewerk bestünden enge Leistungs- und Lieferbeziehungen. Das gruppeninterne Cash-Pooling sei der Grund, warum die Insolvenz von der Mutter- auf die Tochtergesellschaften durchschlage, so der Insolvenzverwalter. Bei einer Entflechtung könnten daher viele der Tochtergesellschaften sanierungsfähig sein. Ein Investorenprozess werde vorbereitet.
Fast zwei Drittel der Beschäftigten von Insolvenz betroffen
Die Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG mit Sitz in Plößberg/Oberpfalz ist die Ursprungsgesellschaft der Ziegler-Gruppe und nach eigenen Angaben eines der größten Sägwerke in Europa. Allein von ihrer Insolvenz sind rund 700 Mitarbeiter betroffen. Bei jeder Gesellschaft müsse einzeln geprüft werden, ob sie etwa über den Verkauf an einen Investor sanierungsfähig sei. Bei der Holding sondiert der Nürnberger Rechtsanwalt der Kanzlei Schultze & Braun zusammen mit den beiden Geschäftsführern Stefan Ziegler und Jörg Artmann die Sanierungsmöglichkeiten. Der Geschäftsbetrieb soll vollständig fortgesetzt werden. Es bestehe eine gute Chance, die Gruppe über das Insolvenzverfahren neu zu ordnen, so Böhm. Oberstes Ziel sei der Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen „in der Region und darüber hinaus“. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.
Ambitioniertes Wachstum bringt Ziegler in Schwierigkeiten
Die Ziegler Group mit einem Jahresumsatz von zuletzt 750 Millionen Euro und über 3.000 Mitarbeitern in Deutschland, Schweden und Rumänien zählt zu den großen Zulieferern der Bauindustrie. Kerngeschäft ist die Holzproduktion und -verarbeitung für die Baubranche. In den letzten Jahren habe Ziegler durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen, so Insolvenzverwalter Böhm. Zur Gruppe gehören mittlerweile über 30 Gesellschaften, die unter anderem in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Fensterbau sowie in der Haustechnik aktiv sind. Ziegler wollte einer der größten Öko-Fertighausproduzent des Landes werden mit einem Absatz von bis zu 3.000 Häuser pro Jahr. Durch den Einbruch der Bauindustrie infolge des Ukraine-Krieges sei die Ziegler Gruppe „mitten in ihrer Wachstumsphase“ schwer getroffen worden, so Böhm. In den Zeitungen ist die Rede ist von rund 800 Millionen Euro Schulden.
Lange Reihe von Insolvenzen am Bau
Die Ziegler Group hatte zuletzt mit einem Modulbau-Projekt in Passau von sich reden gemacht. Dort erstellte das Unternehmen einen Hotelbau aus Holzmodulen. Im Juni bekam das Bauprojekt sogar Besuch von Bayerischen Landtagsabgeordneten. Für sich selbst hat Ziegler in Plößberg im letzten Jahr einen aufwändigen Firmensitz mit dem Projektnamen „Hohes Holz“ gebaut, das aussieht wie ein überdimensionales Baumhaus. Die Insolvenz des Konzerns setzt eine lange Reihe von Insolvenzen großer Unternehmen der Baubranche fort, wie die der Gröner Group, der Helma-Gruppe und der Building Partners Group.
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